«Überall in der Welt hat es Schwierigkeiten mit ‹Wendekreis des Krebses› gegeben. Sittenhüter, Staatsanwälte, Postbehörden, Zollbeamte haben seine Verbreitung behindert … Die bedingungslose Kampfansage an die Mächte der Zivilisation, der Durchbruch zu neuen Sprachformen, das wortgewordene Delirium eines aus Verzweiflung trunkenen Zeitalters … Bruchstück einer Konfession? Stimme der Zeit? Eines ist gewiß: diesen Roman zu kennen ist notwendig …» (Christian Ferber in «Die Welt»)
Henry Miller, der am 26. Dezember 1891 in New York geborene deutschstämmige Außenseiter der modernen amerikanischen Literatur, wuchs in den Großstadtstraßen Brooklyns auf. Neun Jahre gehörte er dann den Pariser Kreisen der «American Exiles» an. In der von Peter Neagoe herausgegebenen avantgardistischen Anthologie «Americans Abroad» (1932) erregte er erstmalig mit der Erzählung «Mademoiselle Claude» Aufsehen, die auch in dem rororo-Band Millerscher Meistererzählungen «Lachen, Liebe, Nächte» (Nr. 227) enthalten ist. Ein Jahr vorher hatte er sein vielumstrittenes, erstes größeres Werk «Wendekreis des Krebses» abgeschlossen, ohne Hoffnung, dieses alle moralischen und formalen Maßstäbe zertrümmernde Werk jemals gedruckt zu sehen. Dem Wagemut eines Pariser Verlegers verdanken wir die erste Buchveröffentlichung in englischer Sprache, der später ein weiteres romanhaft-autobiographisches Werk, «Wendekreis des Steinbocks» (rororo Nr. 4510), folgte. Henry Miller starb am 7. Juni 1980 in Pacific Palisades, Kalifornien.